Stöckli: «Ich will Weltmeister werden»
Tobias Stöckli gilt schweizweit als eines der grössten Talente im Kunstturnen. Der Neunjährige aus Burgäschi glänzte am Eidgenössischen Turnfest. Auch bei der Wahl zum Solothurner Sportler des Monats schwang er obenaus.
Im Garten steht ein Trampolin, in der Stube hängt eine Sprossenwand. An idyllischer Lage mit Blick auf den Burgäschisee ist die Familie Stöckli zu Hause. Das sind Vater Daniel, Mutter Yvonne, die Kinder Melanie und Tobias. Die Stöcklis sind eine Turnfamilie. Die zwölfjährige Melanie ist Geräteturnerin, Yvonne ist im Frauenturnverein Aeschi aktiv, Daniel und Tobias im TV Aeschi. Das jüngste Familienmitglied ist aber der Grösste: Der 129 Zentimeter grosse Tobias gilt hierzulande als eines der hoffnungsvollsten Talente im Kunstturnen. Jüngst gewann er am Eidgenössischen Turnfest in Frauenfeld in der Stärkeklasse P1. Dabei setzte sich der neunjährige bereits gegen zwölfjährige Konkurrenten durch. Der Preis, ein Lorbeerzweig, hängt nun neben allen anderen Auszeichnungen seiner noch jungen Karriere im Medaillenschrank. An acht Wettkämpfen habe er heuer mitgemacht, erzählt er. Fünf Siege und drei Ehrenplätze ist seine stolze Bilanz. Auch den Empfang, den die Gemeinde Aeschi seinem «Eidgenossen» bereitet hat, erwähnt er gerne.Der Spitzensportler
Tobias hat vor zwei Jahren mit dem Turnen begonnen. «Durch meinen Vater bin ich zu diesem Sport gekommen», erzählt er. Daniel Stöckli sitzt daneben und lächelt. «Tobias ist schon jetzt erfolgreicher, als ich es je war.» An einer Schweizermeisterschaft wurde der Vater, der heute als Kampfrichter amtet, Vierzehnter. Der Sohn schaffte als Zweiter auf Anhieb den Sprung aufs Podest. Es ist ihm anzusehen; Darauf ist er mächtig stolz. Aber seine Ziele hat er damit noch längst nicht erreicht. «Ich will Weltmeister werden», sagt er selbstbewusst. Dafür betreibt der angehende Viertklässler einen grossen Aufwand. Fünf Trainings in der Woche absolviert Tobias im regionalen Leistungszenter in Solothurn. Das sind zehn bis fünfzehn Stunden. «Das Kunstturnen gefällt mir einfach. Ich muss mich nicht zum Trainieren überwinden», sagt er routiniert. «Wir unterstützen ihn, aber wir treiben ihn nicht an», bemerkt Mutter Yvonne. Die Stöcklis sind keine Turn-Eltern, die von ihrem Sprössling Höchstleistungen fordern. «Es muss ihm Spass machen», sagen sie.
Klare Ziele
Für den jungen Kunstturner ist es derzeit kein Problem, Sport und Schule unter einen Hut zu bringen. «Für uns ist es wichtig, dass die schulischen Leistungen stimmen», sagt Yvonne Stöckli. Und das tun sie. Rechnen ist das Lieblingsfach von Tobias. «Mein Lehrer gibt mir immer am Montag die Aufgaben für eine Woche. So kann ich meine Zeit besser einteilen.» Meistens fährt er alleine mit dem Bus ins Training nach Solothurn. Dort schwitzt und schindet er sich an den Geräten. «Am Pferdpauschen turne ich am liebsten. Aber eigentlich mag ich alle Geräte», bemerkt Tobias. Sein Vorbild ist Xiao Qin, der chinesische Weltmeister am Pferdpauschen. «Mir gefällt einfach, wie er turnt.» Der neunjährige schaut der Weltspitze aufmerksam zu. Hie und da entdeckt er ein Element, das er in seine Übungen einbauen könnte. «Ich möchte einmal selber ein neues Teil erfinden», sagt er. Vielleicht wird also dereinst über die Stöckli-Rolle oder den Tobias-Salto gesprochen.
Doch vorerst will er sich nach oben turnen, um am Ende als Mitglied des Elite-Kaders in Magglingen leben und trainieren zu können. «Das schaffe ich», sagt er. Es tönt überzeugend.
So locker wie er an den Geräten turnt, so locker hat Tobias sein erstes Interview mit einem Journalisten hinter sich gebracht. Es wird wohl nicht sein letztes gewesen sein. Und es hat ihm sichtlich Spass gemacht. Kein Wunder, denn der Neunjährige will einmal Sportreporter werden. Nach der Karriere als Kunstturner.